Der Kleine schläft. Der Große hoffentlich in der Krabbelstube auch. Papa arbeitet. Ich muss eine Pause machen.
Ich möchte nicht sagen, dass mir das alles hier zu viel ist. Ich brauche nur eine Pause. Dabei werde ich schon besser. Ich mache jetzt endlich die Pausen, die einem direkt nach Entbindung empfohlen werden: Machen Sie Pause, wenn ihr Kind schläft. Hmhm. Konnt ich nicht. Da war ja noch der große Schatz mit seinen Entzugserscheinungen, weil Mama mit der Schwangerschaft sehr viel weg war (Arzttermine, Krankenhausaufenthalte…). Da war nix mit Schlafen. Nebenher hat Papa mit den Hufen gescharrt, wann er denn nun endlich wieder arbeiten gehen könnte. Ne, keine einfachen und selbstverständlichen Pausen. Jeder Break erheult, erkämpft, erschrien…
Inzwischen kann Papa zwar meistens arbeiten, wenn wir nicht gerade alle krank sind, aber die Geschwindigkeit unseres Lebens ist geblieben. Wir wachen auf und schon ist wieder Abend. Die Tage verrauschen irgendwo. Einfach weg. Und schwups ist es Zeit für die Kindergartenplatzsuche und bald muss ich zur Arbeitsagentur und mir wieder deren unfassbare Hilfe angedeihen lassen, damit ich ALGI kriege…
Und es ist so viel passiert! Wo kann ich das mal anschauen? Setzen lassen? Auswerten?
Beispielsweise frage ich mich heute, ob es gut war, unseren großen Schatz in eine Krabbelstube zu geben. Ja, ich pfiff auf dem letzten Loch und der kleine Schatz brauchte auch mal seine Mama ganz für sich und nicht nur dann, wenn der Große es zulässt. Es war letztes Jahr richtig. Aber dieses Jahr?…ich mag den großen Schatz gar nicht mehr hergeben. Ich seh ihn in der Krabbelgruppe und empfinde ihn als anders. Klar hat er dort ein anderes Leben, probiert andere Dinge aus und lernt Verhaltensweisen und Fertigkeiten, die er zuhause so nicht lernen könnte. Aber will ich wirklich, dass er das hat? Will ich wirklich, dass da ab September beide meiner Jungs ein zweites Leben haben? Damit ich arbeiten gehe?…ist es das Geld wert? Zumal nicht so irre viel dabei rum kommt. Wir hatten uns für eine Elterninitiative entschieden und zahlen ergo selbst für die Betreuung. Das ganze verdoppelt entspricht beinah unserer derzeitigen Wohnungsmiete. Will ich das?
Will ich überhaupt wieder in dieses soziale System zurück als eine der Arbeitskräfte, die ihren Job gern gut machen aber keinen Bock auf Teamgeklüngel haben? Ich mache meine Arbeit immer gern, solange sie meine Arbeit ist. An dieser Teamgeklüngelei, zusammen weggehen, über andere reden, habe ich nicht nur kein Interesse, ich halte sie sogar für Zeitverschwendung. Nichts gegen Psychohygiene. Gefühle müssen raus. Aber die meisten, die es schon mit interdisziplinären Frauen-Teams mit hoher Frauenquote zu tun hatten, erinnern sich bestimmt an diese Schnellkochtopf-Gefühlswellen und die Zündelei, die zusätzlich dazu betrieben wird. Das fängt keine Supervision mehr auf.
Ich möchte eigentlich am liebsten nur meine Arbeit machen, ohne diesen Apparat drumrum. Halbtags. Mittags die Kinder einsammeln und den Nachmittag verstreichen lassen und das bis zum Wochenende. Einen Nachmittag Staub wischen, einen Nachmittag Saugen, Freunde besuchen oder etwas unternehmen…Papa eine Einkaufsliste schicken und abends kochen…dann bei der Tagesschau ein wenig Twittern, zwei drei Mal die Woche was fürs Blog schreiben und am Wochenende dem Papa beim Wischen zusehen, ein wenig häkeln, mit den Kindern einen Kuchen backen und einfach sein.
Ich möchte gern dieses Rauschleben mit den schnellen adhoc-Entscheidungen immer wieder unterbrechen und nachhorchen, auf welcher Spur ich bin. Auf welcher Spur meine Kinder und mein Mann sind. Horchen. Spüren. Langsam sein. Und frei…