kinderurlaub

Jetzt sitze ich hier alleine auf dem Sofa und könnte heulen, weil meine Kinder nicht hier sind.

Ich wünsche mir seit langem einen Abend mit Papasch ohne die Kinder und vor allem eine aufregungsfreie Nacht. Aber Papasch arbeitet und wir streiten uns ohnehin seit gestern, weil ich das mit der Übernachtung angeleiert habe, ohne ihn ganz gezielt darauf anzusprechen und nach seiner Einschätzung zu fragen << ich hatte meinen Vater vorsichtig allgemein angefragt, während Papasch neben mir stand, aber ich hätte natürlich wissen müssen, dass er mir dazu erst irgendwas hätte sagen müssen und mir grünes Licht geben…klar…

Die Jungs sind schon vor dem Mittagessen abgeholt worden und ich fühlte mich wie amputiert. Gelähmt.

Ich hab direkt mit Marmelade-einkochen angefangen um mich abzulenken…aber es hat keinen Spaß gemacht. Zumal der Streit auch inzwischen wieder so dick geworden ist, dass ich ihn nicht mehr ausschalten kann. Ich bin also betrübt, weil mir meine Kinder fehlen und weil ich mit meinem Mann Streit habe. Dann drücken wieder unerledigte Mistsachen aufs Gemüt und ich hab mal wieder ein Bewerbungstief.

Und mein Mann interessiert sich nicht dafür. Warum auch. Ich hatte erwartet, dass er vorschlägt, dass wir essen gehen, WEIL wir frei haben und WEIL er abends nochmal arbeiten muss. Aber er hat nichts gesagt. Und nachdem ich die letzten Male schon alles angeleiert und durchgedrückt habe und nachdem ich mir anhören musste, dass ich ja über seinen Kopf hinweg Entscheidungen bezüglich der Kinder treffe, wenn ich meine Eltern einfach mal frage, ob die Kinder nicht mal dort übernachten können, hatte ich keine Lust, ihm da irgendwie entgegen zu kommen.

Einerseits ist es sicherlich blöd, auf etwas zu warten, wovon der andere nichts weiß. Andererseits: ich bitte ihn so oft, mir mal ne Freude zu machen, liebevoller zu sein und vielleicht auch mal eine Idee einzubringen. Allein: es nützt nichts.

Ich mache es vor: er macht es nicht nach.

Ich bitte darum: er nickt und macht es doch nicht.

Ich versuche es einzufordern: er wird wütend.

Ich erwarte nichts: Ich werde unglücklich, weil ich so nicht leben will…so lieblos, ungesehen und ungehört.

Ich hatte mir für den worst case heute vorgenommen, im Zweifelsfalle alleine essen zu gehen. Selbstsorge. Großes Mädchen sein. Ich hatte es mir fest vorgenommen. Essen gehen, dann etwas spazieren, vielleicht ins Kino, dann im Park was lesen und vielleicht abends ins Kino. Alles alleine. Aber ich war so frustriert, dass ich gerade mal geschafft habe, mich anzuziehen. Nach Stunden der Enttäuschung.

Und jetzt sitze ich hier rum. Ich habe die Tischlampe scheußlich dekoriert, nachdem ich unsere Hochzeitsorigamikraniche aus Enttäuschung abgerissen und zerdrückt habe (ich hab sie schließlich alle alleine gefaltet und ihm bedeutet mein Schnickschnack ja ohnehin nichts). Ich habe den Balkonschrank ausgemistet. Ich habe nichts gegessen und zu wenig getrunken. Ich habe etwa eine ganze Staffel von „Legend of Korra“ gesehen. Ich habe diese Zeit nach allen Regeln der Kunst verhunzt. Und das, wo ich es eigentlich besser weiß und besser kann.

Ich will meine Kinder zurück. Ich will wissen, dass sie in ihren Betten liegen und leise atmen.

Meinen Mann scheine ich schon lange verloren zu haben. Aber meine Kinder fehlen mir so essentiell, dass ich nur noch weinen möchte, weil sie in meinem Elternhaus übernachten. Wofür? Dafür, dass ich hier alleine rumsitze und mich scheiße fühle? Dafür, dass ich jetzt noch am Feiertag zusätzlich alleine hier bin? Und wenn schon nicht alleine dann wenigstens nur in einem beschissenen Konflikt?

Was hätte ich anders machen können? Nichts erwarten? Wieder alles selber anleiern?

…ich habe so viele Bilder im Kopf davon, was mir helfen würde. Und alle hängen an Papasch. An seinen Reaktionen und seinem Verhalten. Seinen Worten und seinem Blick. Und ich falle jedes Mal wieder auf die Nase und frage mich: kann es das Ziel sein, gar nichts mehr zu erwarten? Für mich war bisher das Ziel einer Beziehung, nicht mehr alleine zu sein und aufeinander zu schauen/zu achten. Das scheint nicht sein Ziel zu sein. Ich fühle mich wie in einer WG. Klar bin ich nachts irgendwie nicht alleine. Zum Frühstück und zum Abendessen sind eigentlich immer alle da. Aber ansonsten interessiert sich keiner für meinen Kram, meine Gedanken und meine Wünsche. Und wenn ich nach Kram, Gedanken oder Wünsche von ihm frage, bekomme ich keine Antworten ODER Antworten, die ich nicht verstehe und die dann mit einem „Wie? Das kennst Du nicht?!?“ ergänzt werden.

Ich kann jetzt total vernünftig weiter nach Alternativen in meinem Denken und Handeln suchen. Dann kann ich wieder dieses komische Gefühl in mir spüren. Diesen Neid auf alle, die sich diese Gedanken eben nicht machen (wie Papasch zum Beispiel) und dann werde ich noch wütender, weil ich hier dauernd verändere und ausprobiere und reflektiere und überlege und es führt nur zu neuer Enttäuschung, zu Frust und Schmerz.

Warum war ich so blöd, meine Kinder heute woanders übernachten zu lassen. Dieser Kack-Tag wäre mir erspart geblieben, wären sie einfach mit mir heute nachmittag über eine Wiese getobt. Ich hätte mit ihnen Abendbrot gegessen (unsere neue Marmelade), ich hätte mit ihnen später Zähne geputzt, Schlafanzüge angezogen und ein Buch gelesen. Ich wäre berührt worden und hätte berühren können. Ich wäre geküsst worden und hätte geküsst. Wir hätten gelacht, geschrien, gesungen und getanzt.

So habe ich mich stundenlang beschissen gefühlt und eben noch die Meldung bekommen, dass Papasch jetzt noch einen Döner essen geht. Er würde mir auch einen mitbringen. Liebenswürdig, oder? So um 21:30Uhr träumen sicher viele Menschen noch von einem Döner kurz vorm Schlafen…(kurze Frage noch: muss ich etwas, was ich so offensichtlich bescheuert finde, dennoch wertschätzen, weil es besser ist als nichts?!?).

Allez. Der Tag ist jetzt vorbei. Ich hab noch keinen Schlachtplan für morgen, aber ich hoffe sehr, dass die Kinder noch vor dem Frühstück nach hause wollen. Damit ich hier nicht mehr alleine bin mit einem Menschen, den ich nicht verstehe und der mich auch nicht versteht.

Minusch

10 Antworten auf „kinderurlaub

  1. Deine Posts sind so unendlich traurig. Sie hängen mir tagelang nach. Ich kenne solche Situationen auch und komme da am ehesten raus, wenn ich mich ganz auf mich konzentriere. Kind wegorganisieren, Verabredungen treffen mit Freundin, Arbeitskollegin, Verwandten, Nachbarn, irgendwem. Hauptsache raus, ich-Zeit, FREI-Zeit, nicht als Beziehungszeit geplant oder erhofft. Ganz von der Beziehung wegdenken, aktiv sein. Aus mir selbst heraus glücklich sein. Der andere wird dich nicht glücklich machen.
    Ob dir das hilft? Ich weiß es nicht. Aber ich denke viel an dich und wünsche dir die Kraft, die du brauchst, um da durch zu kommen.

    1. Was mit wobei hilft weiß ich ja ohnehin immer erst hinterher. Das Leben wird vorwärts gelebt und rückwärts verstanden (weiß nicht mehr, wer das gesagt/geschrieben/gedacht hat).
      Aber mir bedeuten Deine Worte etwas und ich nehme sie mit.
      So wie ich all die lieben Worte, die ich über diese Blog oder über Twitter bekomme irgendwie mitnehme und arbeiten lasse.

      Ich finde mich auch zu fixiert. Das für mich Schwierige am Gegenteil ist: dann ist noch weniger Paar und nur mehr und mehr zwei erwachsene Menschen, die irgendwie zusammen wohnen und ein paar Aufgaben teilen. Ich habe es schon versucht und versuche es immer wieder. Ich hab ja keine Chance, zur Ruhe zu kommen, wenn ich nur an unser verhunztes Wir denke. Und ich kann es auch.

      Es ist nur…ich will so als isoliertes Ich in einem Wir nicht leben. Ich will mehr Wir aus dem heraus ich Ich sein kann. Für ihn scheint unser Wir mehr eine Dekoration für sein Ich zu sein. Für mich ist es eine Grundlage…

      Durch Worte von Dir kommen neue Worte aus mir und ich bewege mich. Das ist ganz ganz wertvoll. Vielen Dank…auch Danke für Anteilnahme, Gefühle und gedankliche Nähe (und auch für „ich kenne das“)

  2. Liebe Minusch, auch mich beschäftigen deine Posts noch lange. Es bricht mir das Herz, so etwas zu lesen. Es macht mich so traurig. Am liebsten würde ich zu dir fahren und dich umarmen und mir mit dir einen schönen Tag machen. Du bist ein wertvoller Mensch wie alle anderen und du hast es verdient, dass man deinen Wert erkennt und schätzt.
    Ich denke an dich. ❤

    1. Ich danke Dir dafür…manchmal wünsche ich mir eine Irre, die mich hier einfach rauszieht.
      Eigentlich muss ich selbst diese Irre sein. Und manchmal klappt das auch.
      Und manchmal bin ich wie ein Reh im Scheinwerferlicht total bewegungsunfähig und starr.

      Gestern war ich das Reh. Stand starr. Wurde überfahren. Und jetzt kann ich mal wieder Wunden lecken und auf den Winter warten.

  3. Hallo! Wieder so ein post. Er könnte von mir gewesen sein, erkenne so viel von mir darin und meiner Situation, die Deiner ein wenig ähnlich zu sein scheint. Ich drücke Dich und wünsche Dir immer wieder, dass es besser wird. Wie weit Du wohl von mir weg wohnst… manchmal denke ich, wir sollten uns einfach mal treffen…

    1. spätestens seit heute kannst Du nachschauen, wie weit wir voneinander weg wohnen 🙂

      Und ich danke für die warmen Gedanken und das Mitfühlen und Mitwünschen. Dann kann ich Dir auch das zurückwünschen, was Dir durch die schweren Tage hilft.

      1. Hallo!
        ich war auf jeden Fall schon einige Male in Darmstadt. Dürften so an die 150 km sein. Alles Liebe!

  4. Liebe Minu,
    diesen Post hatte ich auch lange im Kopf und wollte auch noch eine Antwort schreiben.
    Irgendwie ist diese ganze Sachen so verfahren; ich erinnere mich gerade nicht – macht ihr eine Paartherapie? Kommt so etwas infrage?

    Bei diesen vielen Wünschen und Erwartungen, die du an ihn richtest, oft unausgesprochen, kannst du nur enttäuscht werden; das kam mir beim Lesen auch immer wieder durch.
    Und wenn die Situation schon verknackst ist, ist es auch komisch, wenn einer liebevolleres Verhalten einfordert – der andere kann ja quasi nur blockieren und dagegen sein.

    Dann aber auch der Gedanke: Wenn du essen gehen möchtest, hilft es, wenn du es sagst; auch wenn du dann immer die bist, die alles sagen muss, aber die meisten Männer verstehen so was zwischen den Zeilen nicht.
    Und dann ist es okay, wenn man sagt: Schatz; ich würde gerne essen gehen, magst du ein Restaurant aussuchen?

    Diese Geste, dass er dir abends einen Döner mitbringen will, ist für dich doof, weil du dich den ganzen Abend geärgert hast; aber von ihm ist es halt nett gemeint.
    So wie er eben tickt.

    Vielleicht ist das Problem, dass ihr unterschiedliche Dinge von eurer Beziehung erwartet; ungefähr so, als würde eine Giraffe mit einem Elefanten ausgehen wollen.
    Die Frage ist halt, wie ihr zueinander finden könnt oder ob das alles unüberbrückbare Differenzen sind.
    Ich drücke die Daumen!

    1. Liebe Miss S.
      inzwischen ist eine Paarberatung angelaufen und wir beide halten uns etwas zurück. Deine Gedanken sind sicher hilfreiche Geländer im Alltag, bringen mich aber leider nicht raus aus meinem Strudel, denn: ich kenne sie. Wenn ich mich versuche neben mich zu stellen und zu beobachten, dann sind mir diese Gedanken sehr nah und ich klopfe sie Stück für Stück ab und hoffe auf ein passendes Steinchen für die Basis.

      …dennoch ist es immer wieder sinnvoll, diese Fragen zu stellen, Bilder zu beschreiben und Gedanken anzubieten, um wieder und wieder bewegt zu sein. Deswegen danke ich Dir sehr für die Energie, die hinter Deinen Worten steht. Für Deine Liebe zu Menschen/Familien. Für Deine Entscheidung, mit mir etwas von Dir zu teilen…

      Ehrlich Danke…

      Minusch

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